Durch die DAkkS nach DIN EN ISO 15189:2023 akkreditiertes Labor. Die Akkreditierung gilt nur für den in der Urkundenanlage D-ML-19493-02-00 aufgeführten Akkreditierungsumfang.
Durch die DAkkS nach DIN EN ISO 15189:2023 akkreditiertes Labor. Die Akkreditierung gilt nur für den in der Urkundenanlage D-ML-19492-02-00 aufgeführten Akkreditierungsumfang.
Durch die DAkkS nach DIN EN ISO/IEC 17025 akkreditiertes Prüflabor. Die Akkreditierung gilt nur für den in der Urkundenanlage D-PL-19492-02-00 aufgeführten Akkreditierungsumfang.
Stand:
19.04.2024
Die Hämoglobin-Elektrophorese dient zur Trennung physiologischer und zum Nachweis pathologischer Hämoglobinvarianten. Hierzu zählen die beta-Thalassämie-Syndrome, alpha-Thalassämie-Syndrome, HbS, HbE, HbC, HbD und instabile Hb-Anomalien.
Vor der Durchführung einer Elektrophorese sollte eine Anamnese mit Fragen zur ethnischen Herkunft und Symptomatik, die Evaluation des Blutbilds inklusive der Erythrozyten- und Retikulozytenindices, des Eisenstatus (Ferritin und Transferrin-Sättigung) und die Bestimmung der Hämolyseparameter (Bilirubin, Haptoglobin, LDH) erfolgen. Indikationen zur Durchführung einer weitergehenden Diagnostik sind:
Kapillarzonen-Elektrophorese:
Die Hämoglobin-Elektrophorese dient zur Trennung der normalen Hämoglobine (A, F und A2) und zum Nachweis der wichtigsten Hämoglobinvarianten (S, C, E oder D) mittels Elektrophorese in alkalischem Puffer (pH 9,4). Durch Mutation bedingte Substitution von Aminosäuren kommt es zur Bildung der Hämoglobinvarianten, die eine abweichende elektrische Ladung und somit eine unterschiedliche elektrophoretische Mobilität aufweisen, die auch vom pH-Wert und Ionenstärke des Puffers abhängt. Eine verminderte Synthese der Hämoglobinketten führt zu quantitativen Anomalien, die als Thalassämien bezeichnet werden. Der Nachweis der Hämoglobinfraktionen erfolgt photometrisch bei 415 nm.
Gerät: Capillarys 2 Flex Piercing System
Präanalytische Fehler und Störfaktoren:
Proben, die jodacetathaltige Antikoagulantien enthalten können das Ergebnis verfälschen.
Eine anbehandelte Thalassämia major unter Dauertransfusionstherapie hat einen Normalbefund und eine Diagnosesicherung ist nur mittels DNA-Analyse möglich. Über vorrausgegangene Bluttransfusionen sollte das Labor informiert werden.
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HbF (%) |
HbA (%) |
HbA2 (%) |
Erwachsene |
<0,5 |
96,8 – 97,8 |
2,2 – 3,2 |
Kinder |
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0 – 1 Monat |
64 – 81 |
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2 Monate |
29 – 61 |
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3 Monate |
15 – 56 |
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4 Monate |
9,4 – 29 |
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5 Monate |
2,3 – 22 |
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6 – 8 Monate |
2,3 – 13 |
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9 – 12 Monate |
1,3 – 5 |
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13 – 23 Monate |
0,2 – 2 |
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Über 2 Jahre |
0,5 |
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* Client Service ARUP Laboratories |
alpha-Thalassämie:
Sie entsteht durch eine genetische Mutation mit reduzierter bis fehlender Synthese von alpha-Globinketten. Je nach Anzahl der betroffenen Globinketten-Gene unterscheidet man vier Ausprägungsgrade. Die Minor- und Minimaform sind in der Regel asymptomatisch und werden nur mittels DNA-Analyse diagnostiziert. Während die HbH unterschiedlich stark ausgeprägte Symptomatik zeigt, leiden Patienten mit Hb-Bart's-Syndrom unter schwerer Symptomatik.
beta-Thalassämie:
Die beta-Globinketten werden durch 2 Globingene kodiert. Die signifikanten Laborparameter der beta-Thalassämia minor sind ein erhöhtes HbA2 und/oder erhöhtes HbF (bis 1-3 %) bei erniedrigtem MCH-Wert. Zu beachten sind die altersabhängigen HbF-Werte bei Kindern. Der Eisenstatus ist i.d.R. normal. Bei Vorliegen eines kombinierten Eisenmangels kann der HbA2 vorübergehend falsch niedrig erscheinen.
Im Gegensatz zu beta-Thalassämia minor liegt der HbF-Anteil bei der intermedia und major Form deutlich höher zwischen 20 bis 98 %.
Hereditäre HbF-Vermehrung:
Sie stellt eine klinisch harmlose angeborene HbF-Vermehrung dar. Es gilt zu berücksichtigen, dass auch zahlreiche andere hämatologische Erkrankungen, und die Sichelzellanämie mit einer HbF-Vermehrung einhergehen.
Anormale Hämoglobine (Struktuvarianten):
HbS (Sichelzellkrankheit):
Zu dem durch HbS verursachten Krankheitsspektrum gehören:
Eine HbS-Heterozygotie kann diagnostiziert werden, wenn HbS nachweisbar ist, sein Anteil jedoch unter dem von HbA (bei ca. 35-40%) verbleibt (quantitative Anteile lassen sich nur mittels HPLC ermitteln).
Bei HbS-Homozygotie zeigt das Blutbild eine Anämie mit Targetzellen und Sichelzellen im Blutausstrich. Elektrophoretisch wird nur HbS (sowie HbF in geringem Maße) und kein HbA nachgewiesen.
Eine HbS-ß-Thalassämie unterscheidet sich bei einer HbS-Homozygotie durch eine hypochrom mikrozytäre Anämie. Eine Sicherung der Diagnose ist molekulargenetisch möglich.
HbE-Krankheit:
HbE entsteht durch eine Mutation auf der ß-Globinkette, durch die es zu einem Aminosäureaustausch an Position 26 kommt. HbE wandert in der Elektrophorese mit HbO, HbC und HbA2 und muss durch andere Untersuchungen (Molekulargenetisch, HPLC) differenziert werden. Einhergehend ist eine Hypochromie und Mikrozytose zu finden.
HbC-Anomalie:
HbC entsteht durch eine Mutation auf der ß-Globinkette, durch die es zu einem Aminosäureaustausch an Position 6 kommt. Bei Anlageträgern besteht keine Anämie und es zeigen sich Targetzellen im Blutausstrich. Der Anteil von HbC beträgt 30-40 % bei Heterozygotie und ca. 100 % bei Homozygotie. Zur Differenzierung von HbE und HbO muss bei gleicher Wanderungsgeschwindigkeit eine saure Elektrophorese durchgeführt werden.
Literaturangaben: