Durch die DAkkS nach DIN EN ISO 15189:2023 akkreditiertes Labor. Die Akkreditierung gilt nur für den in der Urkundenanlage D-ML-19493-02-00 aufgeführten Akkreditierungsumfang.
Durch die DAkkS nach DIN EN ISO 15189:2023 akkreditiertes Labor. Die Akkreditierung gilt nur für den in der Urkundenanlage D-ML-19492-02-00 aufgeführten Akkreditierungsumfang.
Durch die DAkkS nach DIN EN ISO/IEC 17025 akkreditiertes Prüflabor. Die Akkreditierung gilt nur für den in der Urkundenanlage D-PL-19492-02-00 aufgeführten Akkreditierungsumfang.
Stand:
19.04.2024
Das HI-Virus ist ein Retrovirus mit den Subtypen HIV-1 und HIV-2. Die Infektion wird parenteral, vertikal (pränatal, perinatal, postnatal durch Stillen) und über ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen. Das höchste Infektionsrisiko besteht in der ersten Woche nach der Infektion und im AIDS-Stadium und korreliert mit der Viruslast. Die Infektion findet über den CD4-Rezeptor und die Ko-Rezeptoren CCR5 und CXCR4 statt, an welche das Virus mit dem Oberflächeprotein gp120 bindet. Zu den Wirtszellen zählen Immunzellen, wie T-Helferzellen, Monozytäre Zellen, Mikrogliazellen des ZNS und Zellen des Gastrointestinaltrakts.
Die Infektion gliedert sich in drei Stadien: Das Stadium 1, die akute Infektion, beginnt ca. 3 Wochen nach der Infektion mit grippeähnlicher Symptomatik und Lymphadenopathie, welche für ca. 2 Wochen anhält.
Das Stadium 2, die Latenzphase, ist gekennzeichnet durch intermittierende unspezifische Symptomatik und verläuft über Monate bis Jahrzehnte. Das Virus wird durch das eigene Immunsystem eingedämmt, während die Anzahl der T-Helferzellen langsam abnimmt. Das Stadium 3, AIDS, ist gekennzeichnet durch definierte opportunistische Erkrankungen und Malignome und kann nach der Anzahl der CD4+ T-Helferzellen/µl in drei CDC-Stadien unterteilt werden.
Initial wird ein Screening-Test über das ECLIA-Verfahren durchgeführt, in welchem das Virus-Antigen p24 und Anti-HIV-1 und HIV-2-Antikörper gegen Proteine aus der jeweiligen Env- und Pol-Region des Virus nachgewiesen werden. Zeigt sich ein reaktives Ergebnis wird der Test wiederholt. Bei einem erneut positivem Nachweis erfolgt die Bestätigung über einen qualitativen Line-Immunoassay (LIA), in welchem IgG-Antikörper gegen die ENV-Antigene gp120, gp41, gp36, gp105, die GAG-Antigene p17, p24 und die POL-Antigene p31 und p51 nachgewiesen werden können. Mit einem Nachweis von p24 ist 3 Wochen nach Infektion zu rechnen. Anti-HIV-Antikörper sind ab der vierten Woche nach Infektion messbar. Zum Ausschluss einer Probenverwechslung ist eine zweite Serumprobe anzufordern.
Elektro-Chemi-Lumineszenz-Immunoassay (ECLIA)
Zum HIV Ag-Nachweis (HIVAG) bildet das p24-Antigen in der Probe mit biotinylierten monoklonalen Anti-p24-Antikörper und ruthenylierten monoklonalen Anti-p24-Antikörper einen Sandwick-Komplex. Zum Anti-HIV-Nachweis (AHIV) formen die HIV-Ak der Probe mit biotinylierten HIV-spezifischen rekombinanten Antigenen/Peptiden und ruthenylierten HIV-spezifischen rekombinanten Antigenen/Peptiden einen Sandwich-Komplex. Die Inkubation findet parallel in getrennten Gefäßen statt. Nach Zugabe von Streptavidin-beschichteten Mikropartikeln wird der Komplex über Biotin-Streptavidin Wechselwirkung an die Festphase gebunden. Das Reaktionsgemisch wird in die Messzelle überführt. Dort werden die Mikropartikel durch magnetische Wirkung auf der Oberfläche der Elektrode fixiert. Danach werden die ungebundenen Substanzen mit ProCell II M entfernt. Durch Anlegen einer Spannung wird die Chemilumineszenzemission induziert und mit dem Photomultiplier gemessen.
Gerät: Vollautomatisches Analysensystem Cobas 8000 (e801) (Fa. Roche)
Line-Immunoassay (LIA)
Hochgereinigte rekombinante HIV-Antigene sind auf Nitrocellulose-Membran Teststreifen fixiert. Die Teststreifen werden mit der verdünnten Probe inkubiert, wobei sich spezifische Antikörper an die Erreger-Antigene auf dem Teststreifen anlagern. Mit einer durch die Peroxidase katalysierten Farbreaktion werden spezifisch gebundene Antikörper nachgewiesen. Falls eine Antigen-Antikörper-Reaktion stattgefunden hat, erscheint an der entsprechenden Stelle eine dunkle Bande auf dem Streifen.
Test: recomLine HIV-1 und HIV-2 IgG (Mikrogen Diagnostik)
Präanalytische Fehler und Störfaktoren:
Stark lipämische und hämolytische Proben verfälschen die Messergebnisse.
Stark erhöhtes Biotin und erhöhter Rheumafaktor führen ebenfalls zu Interferenzen.
Cutoff-Indices (COI) Suchtest (ECLIA) |
Interpretation nach Beipackzettel |
p24-Antigen |
|
<1 |
nicht reaktiv; negativ (n) |
>1 |
reaktiv; positiv (p) |
HIV-1-/HIV-2-Antikörper |
|
<1 |
nicht reaktiv; negativ (n) |
>1 |
reaktiv; positiv (p) |
Bestätigungstest Line-Immunoassay (LIA) |
Interpretation nach Beipackzettel |
Kein Antigen > Cutoff-Bande oder gp120 oder/und gp105 > Cutoff-Bande |
negativ (n) |
Bandenkonstellation, die nicht die Kriterien für negativ bzw. Positive erfüllt |
fraglich; nicht sicher negativ (nsn) |
Zwei ENV-Banden des gleichen HIV-Typs (gp120 + gp41 oder gp105 + gp36) > Cutoff-Bande |
reaktiv; positiv (p) |
HIV-Differenzierung über LIA |
|
Testergebnis reaktiv und |
HIV-1 |
Testergebnis reaktiv und |
HIV-2 |
Testergebnis reaktiv und keines der beiden Kriterien trifft zu |
Nicht typisierbar |
Es werden bei der HIV-Serologie parallell Antikörper gegen HIV1 und HIV2 sowie gegen das p24-Antigen bestimmt.
Die HIV-Serologie wird in Stufen durchgeführt.
1. ECLIA als Suchtest
Der Suchtest ist mit einer hohen Sensitivität eingestellt, was immer mit einem Spezifitätsverlust einhergeht.
Bei negativem Testergebnis werden keine weiteren Untersuchungen durchgefüht.
Bei weiterhin bestehendem Verdacht auf eine HIV-Infektion sind Verlaufskontrollen sinnvoll.
2. Line Immunoblot
Dieser Test weist eine hohe Spezifität auf. Bei grenzwertigem oder positivem Resultat des Suchtestes erfolgt die Bestätigung der Spezifität mit dem Line Immunoblot.
Ein positiver Befund sichert das positve Ergebnis des Suchtestes. Es besteht eine HIV-1 Infektion. Der verwendete Line-Immunoblot gibt zusätzlich einen Hinweis auf eine möglicherweise bestehende HIV-2-Infektion. Die Sicherung einer HIV-2-Infektion bedarf eines zusätzlichen Bestätigungstestes (Fremdleistung).
Ein negtives oder grenzwertiges Ergebnis kann bedingt sein durch die geringere Sensitivität des Line Immunoblots im Vergleich zum Suchtest. Sinnvoll sind hier Verlaufskontrollen sowie der Nachweis von HIV-RNA mittel PCR.
Eine ZNS-Beteiligung bei einer HIV-Infektion kann über einen pathologischen Liquor/Serum-Quotienten bzw. durch Nachweis von HIV-RNA im Liquor gesichert werden.
Kinder HIV-infizierter Mütter sind in den ersten Lebensmonaten immer HIV-Antikörper positiv, aber häufig nicht infiziert. Die Antikörperdiagnostik ist daher in den ersten 1,5 Lebensjahren nicht aussagekräftig.
Infektionsschutzgesetz:
Der positive Nachweis einer HIV-Infektion ist entsprechend Infektionsschutzgesetz meldepflichtig (nicht namentlich) an das Robert-Koch-Institut.
Literaturangaben:
Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie
(Hrsg.: S. Suerbaum, G-D. Burchard, H.E. Kaufmann, T.F. Schulz)
Springer Verlag 2020 9. Auflage